Deutschlandticket als Chipkarte
Den Öffentlichen Nahverkehr nur mit eigenem Smartphone nutzen können? Das muss auch anders gehen. Unser Kind ist aus dem Alter raus, in dem es kostenlos auf unserem Deutschlandticket mitfahren darf, aber noch nicht alt genug für ein eigenes Mobiltelefon, geschweige denn Smartphone. Also habe ich nach einer Lösung gesucht – und gefunden. Da sicher noch andere – Senior:innen, Menschen mit Körper- oder Sinneseinschränkungen, Menschen mit weniger Geld oder der Entscheidung gegen ein Smartphone – vor dieser Herausforderung stehen, teile ich meine Lösung hier.
Deutschlandticket – so geht’s als Chipkarte statt HandyTicket
Das sind meine Erfahrungen
Chipkarte online bestellen
Kann ich monatlich kündigen?
How to in 5 Schritten
Gegen die aktuelle Preisentwicklung
Meine Erfahrung
Nach Vergleichen und Telefonaten war klar: Ich gehe ins VGN-Kundencenter der VAG in Nürnberg. Dort bekommt man das Deutschlandticket als Chipkarte. Die Bestellung online hat für uns nicht funktioniert, weil der Monat schon lief.
Was benötigt wurde
- Ausweis oder Geburtsurkunde des Kindes
- ein ausgedrucktes Foto des Kindes (gut erkennbar, aber ohne biometrische Anforderungen)
- die Bankverbindung eines Elternteils
Die Karte ist sofort gültig. Sie läuft weiter, solange sie gebraucht wird. Brauchen wir sie mal nicht, kann sie deaktiviert werden – und für den nächsten Monat wieder aktiviert.
Auch HVV und VMM bieten das Chipkarten-System so an. Nürnberg war für uns am praktischsten.
Online-Bestellung
Wer nicht ins Kundencenter will oder kann, weil keines in der Nähe ist: Der gleiche Prozess lässt sich über die VGN-Website starten. Wichtig ist nur, dass der Antrag bis zum 20. des Vormonats gestellt wird – weil die Chipkarte per Post kommt.
Monatliche Kündigung
Wir haben auch die kurzfristige Kündigung getestet: Laut Bedingungen ist das bis zum 10. des Monats für das Monatsende möglich. Bei uns war der Vertrag noch nicht im System (Abschluss am 8., der 10. fiel auf einen Sonntag). Nach einem Anruf beim Kundenservice und einer Mail an die Vertragsstelle hat es trotzdem geklappt – die Kündigungsbestätigung kam wenige Tage später.
In fünf Schritten zum Deutschlandticket als Chipkarte
- Kundencenter oder Website auswählen (z. B. VGN, HVV, VMM).
- Bis zum 20. des Vormonats online bestellen – oder direkt vor Ort kaufen, wenn der Monat schon läuft.
- Unterlagen mitbringen/hochladen: Ausweis oder Urkunde, Passfoto, Bankverbindung.
- Karte erhalten – sofort im VGN-Kundencenter der VAG, oder per Post zum Monatsanfang.
- Flexibel kündigen oder pausieren, wenn die Karte mal nicht gebraucht wird.
Mein Fazit
Es geht – wenn ein Verkehrsunternehmen es möglich macht. Für Kinder ohne Smartphone, für Senior:innen, für Menschen mit Einschränkungen oder weniger Geld oder schlicht für alle, die keine Lust auf App-Zwang haben, ist die Chipkarte die Lösung.
Der VGN schreibt selbst, dass sie dieses Angebot bewusst macht, damit die Verträge in der Region bleiben und die Finanzierung lokal gesichert ist. Es gibt keine Mindestvertragslaufzeit wie z. B. bei der APG. Für die Unternehmen lohnt es sich trotzdem – die Chipkarten kosten mehr, aber Kund:innen bleiben ihnen treu. In unserem Fall, weil es keinen lokalen Anbieter dazu gibt, haben sie Kunden dazugewonnen.
Und ehrlich gesagt: Die WVV in Würzburg sollte das auch anbieten. Sonst verlieren sie Kund:innen an andere Anbieter. Ob das wirtschaftlich sinnvoll ist, kann am Ende der Stadtrat entscheiden – die Nachfrage ist jedenfalls da. Als ich mich bei den Würzburger Mobilitätsanbietern durchgefragt habe, sagte mir eine Mitarbeiterin der APG, ich sei die vierte Person mit diesem Wunsch an diesem Tag.
Die Preisentwicklung mitbestimmen
Zum Jahreswechsel soll das Deutschlandticket wieder teurer werden, und danach jährlich eine automatische Preisanpassung erleben (= der Preis steigt). Da gerade mit Kindern nachhaltige Mobilität besonders herausfordernd ist, auch finanziell, sollten wir das nicht einfach hinnehmen. Die Grünen Bayern setzen sich gegen die Preiserhöhung ein – macht mit: https://actionnetwork.org/forms/rette-das-deutschlandticket-fur-bayern
* Hinweis: Das Deutschlandticket ist eine personenbezogene Fahrkarte. Bei einer Kontrolle kann zusätzlich ein amtlicher Lichtbildausweis verlangt werden. Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 15 Jahre genügt in diesem Fall auch ein einfacher Ausweis, z. B. Schülerausweis oder Krankenkassenkarte – auch ohne Bild.